Bilshäuserin Adelheid Strüber mit der Eichsfeld-Plakette geehrt

Auszeichnung auch für längjähriges Engagement in der Schreibwerkstatt im Lorenz-Werthmann-Haus Duderstadt

Die Plattdütschen Frünne und der Katholische Frauenbund Rhumspringe hatten zum Frühjahrstreffen mit einem bunten und abwechslungsreichen Nachmittagsprogramm in das Pfarrheim Rhumspringe eingeladen.

Mit dem instrumentalen Liedbeitrag „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ von Waltraud Gottschlich auf der Zither gespielt, startete der Plattdeutsche Nachmittag. Nahezu 100 Gäste konnte Christa Jacobi vom Orga-Team des Frauenbundes herzlich willkommen heißen und lud zu einer ausgiebigen Kaffee- und Kuchenrunde ein. 

Mit einem humorvollen Spruch auf den Lippen „Jeden Dach enn Chlas Woater uten Rhumesprung erhöllt de frisch, erhöllt dek jung. Un immer in Eichsfelschen Platt ßek unrehoahlen, denn bliwt ok use Sproke noch lange bestoahn“ begrüßte Präsident Werner Grobecker die Anwesenden und war hoch erfreut, dass Einheimische und zahlreiche Frünne der Plattdütschen Sprache aus dem Ober- und Untereichsfeld in den Pfarrsaal gekommen waren. Einen besonderen Willkommensgruß richtete er an die angereisten Vertreterinnen des Heimat- und Verkehrsverbandes Eichsfeld (HVE) aus Leinefelde und an die Abordnung von Beiratsmitgliedern der Senioren-Schreibwerkstatt des Lorenz-Werthmann-Hauses der Caritas Südniedersachsen aus Duderstadt, die sich zu einem ganz besonderen Anlass eingefunden haben. 

Denn heute, so Werner Grobecker, solle in diesem würdigen Rahmen der Plattdütschen Frünne eine Frau, die er als „Juwel in unseren Reihen“ bezeichnete, für ihr außerordentliches, höchstlöbliches Engagement zur Wahrung unserer althergebrachten, von Generation zu Generation überlieferten platt- bzw. niederdeutsche Sprache geehrt werden. Bei der betreffenden Person handelte es sich um Adelheid Strüber aus Bilshausen. 

Geehrt für Verdienste um die plattdeutsche Sprache

In Vertretung des Vorsitzenden Gerold Wucherpfennig, der aus privaten Gründen verhindert war, überbrachte Sandra Kästner, stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Goldene Mark, die Grußworte. Dem schloss sich unmittelbar die Laudatio über das jahrzehntelange Engagement um die plattdeutsche Sprache der zu ehrenden Adelheid Strüber von HVE-Geschäftsführerin Ute Morgenthal an.

Wie von Ute Morgenthal ausgeführt wurde, ist Adelheid Strüber 1931 in Bilshausen geboren und in einer Großfamilie aufgewachsen. Die Eltern und Großeltern untereinander sprachen Plattdeutsch, mit den Kindern wurde hochdeutsch gesprochen. Als Kind hörte man also ständig das Plattdeutsche und verstand natürlich alles. Nach ihrem Abitur bei den Ursulinen in Duderstadt und einem Pädagogikstudium in Göttingen arbeitete sie als Lehrerin bis 1994 in den Schulen Barbis/Harz und in Bilshausen. 
So hatte Adelheid Strüber als Grundschullehrerin unglaublichen Spaß daran, den Schülern die plattdeutsche Sprache beizubringen. Abzählverse, Kinder- oder Tanzlieder weckten das Interesse bei den Schülern, die sogar an Lesewettbewerben mit Bravour teilnahmen. 

Seit ihrer Kindheit, betonte Ute Morgenthal, setzte sich die junggebliebene 93-Jährige seit vielen Jahrzehnten unermüdlich für die Pflege der plattdeutschen Sprache ein und trug durch ihre vielfältigen Aktivitäten wesentlich dazu bei, dass das Plattdeutsche als Kulturgut erhalten bleibt. Nach der Pensionierung machte sie „Plattdeutsch“ zum Hauptberuf. 

Aber nicht nur für die Kinder waren die Kenntnisse von Adelheid Strüber während ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin relevant und bereichernd, sondern auch für die Region allgemein. So engagierte sich die gebürtige Bilshäuserin weiterhin auch in Nachmittagsangeboten für die Kinder oder wirkt immer noch mit in der Senioren-Schreibwerkstatt der Caritas im Lorenz-Werthmann-Haus in Duderstadt. Sie lässt die plattdeutsche Sprache bei älteren Generationen wiederaufleben und bringt neue Impulse. Sie selbst nimmt sich immer Zeit, Geschichten, die sich im täglichen Leben oder in der eigenen Familie ereigneten, aufzuschreiben. 

Im vergangenen Jahr hat die Bilshäuserin in Zusammenarbeit mit der Schreibwerkstatt ihr erstes Buch mit dem Titel „Plattdeutsch mit Adelheid“ herausgegeben. Das Buch beinhaltet eine große Bandbreite an Geschichten, Reimen, Tänzen oder Gedichten. Die Texte sind für Kinder, Vereine, Theaterstücke oder auch religiöse Stücke, wie Bibelerzählungen oder Martinsbräuchen. Adelheid Strüber dokumentiert damit auch ihre Heimatverbundenheit und ihre außerordentlichen Aktivitäten bis ins hohe Alter.

Wie weiter von Ute Morgenthal ausgeführt wurde, hat Adelheid Strüber ihr Wissen und ihr Engagement in herausragender Weise für Bilshausen, Duderstadt und das gesamte Eichsfeld eingesetzt. Besonders das Plattdeutsche an die jüngeren Generationen weiter zu vermitteln, waren eben Schwerpunkte ihres Handelns.

Deshalb hat der HVE auf Vorschlag von Margarete Germeshausen, Leiterin des Schreibwerkstatt-Teams, und Ralf Regenhardt, Vorstandssprecher der Caritas Südniedersachsen, beschlossen, ihr großartiges Engagement für Duderstadt und das gesamte Eichsfeld zu würdigen.

Von links: Werner Grobecker, Adelheid Strüber, Ute Morgenthal und Sandra Kästner | Foto: Alois Grobecker
Von links: Werner Grobecker, Adelheid Strüber, Ute Morgenthal und Sandra Kästner | Foto: Alois Grobecker

Ute Morgenthal dankte Adelheid Strüber für ihr lebenslanges Engagement mit den Worten: „Wir Eichsfelder sind stolz, eine derart verdienstvolle Landsmännin in der Region zu haben“ und überreichte die höchste Auszeichnung, die das Eichsfeld zu vergeben hat, die Eichsfeld Plakette mit Urkunde unter großem Beifall der Anwesenden an Adelheid Strüber.   

Bürgermeisterin Barbara Hose überbrachte die Grüße und gratulierte Adelheid Strüber im Namen der Gemeinde Rhumspringe recht herzlich. Zudem kündigte die Bürgermeisterin als Überraschungsgäste die Nixe Rhuma (Merla Brandt) mit ihrer Elfe (Maja Brandt) aus dem Rhumesprung an. Nach dem Grußwort von Nixe Rhuma erhielten alle Veranstaltungsgäste ein kleines Tütchen mit goldgelben Salzgebäck in Fischform als kleinen Quellengruß.

Margarete Germershausen dankte Adelheid Strüber für ihre Verdienste im sozialen Bereich der Caritas und ihr segensreiches Wirken in der Schreibwerkstatt. | Foto: Alois Grobecker
Margarete Germershausen dankte Adelheid Strüber für ihre Verdienste im sozialen Bereich der Caritas und ihr segensreiches Wirken in der Schreibwerkstatt. | Foto: Alois Grobecker

Der Gratulation schloss sich sodann Margarete Germershausen an und dankte Adelheid Strüber für ihre Verdienste im sozialen Bereich der Caritas und ihr segensreiches Wirken in der Schreibwerkstatt im Lorenz-Werthmann-Haus.

Es folgte ein zweieinhalbstündiges Programm, in dem alle Register des Humors, der Mundart und des Frohsinns gezogen wurden. So berichteten Mechthild Ellendorff und Annemarie Jacobi aus Rhumspringe über das Leben auf dem Lande. Den beschwerlichen Wallfahrtsgang zum Höherberg mit Erbsen in den Schuhen gaben Monika Müller aus Gerblingerode und Lydia Langenohl aus Seulingen zum Besten. Neben anderen folgten weitere Vorträge von Adolf Schmidt aus Gillersheim und Marlies Haseler von der Schreibwerkstatt. 

Mit Gesangsbeiträgen „Wenn die Sonne erwacht in den Bergen“ und „Dat du mien Leevesten bist“ und Liveklängen trugen die Rhumspringer Waltraud Gottschlich auf der Zither und Hans Deppe mit der Gitarre zur musikalischen Umrahmung bei.

Alois Grobecker

Weitere Fotos

in einer PDF-Datei auf hvv-gieboldehausen.de