Die beiden Schuldnerberatungsstellen Duderstadt und Herzberg am Harz der Caritas Südniedersachsen fordern anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung eine bessere finanzielle Allgemeinbildung.
Was früher der Versandhauskatalog war, ist heute der Online-Shop. Gezahlt wird erst nach Lieferung. Und wer möchte, kann auch in Raten zahlen. In den Schuldnerberatungsstellen der Caritas aber wird deutlich, welche Probleme sich aus „Buy now, pay later“ („Jetzt kaufen, später bezahlen“) ergeben können. Vor allem junge Menschen mit geringem Einkommen, die viel im Netz bestellen, verlieren leicht den Überblick über ihre Zahlungsverpflichtungen. Sie kalkulieren nicht ein, dass verspätete Zahlungen hohe Zinsen und Kosten zur Folge haben können.
Aus diesem Anlass stellt die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) die diesjährige Aktionswoche Schuldnerberatung vom 10. bis 14. Juni 2024 unter das Motto: „Buy now – Inkasso später“. Sie möchte damit deutlich machen, dass sehr viel mehr Transparenz bei den Zahlungsmöglichkeiten nötig ist. Es sollte bei Online-Bestellungen immer klar erkennbar sein, welche Folgen die jeweiligen Zahlungsarten haben. Außerdem bedürfe es einer besseren finanziellen Allgemeinbildung.
„Der Umgang mit Geld, Handy und Internet muss in einer auf Konsum ausgerichteten Welt erlernt werden“, sagt Schuldnerberater Michael Seifert aus der Schuldnerberatungsstelle Herzberg am Harz. Eine finanzielle Allgemeinbildung von klein auf könne wirksam das Verschuldungsrisiko verringern.
Um aus einer Schuldenfalle herauszukommen, sei es für Betroffene sehr wichtig, wieder einen Überblick über ihre finanzielle Situation zu bekommen und eine gute Budget-Planung aufzustellen. „Das ist kein einfacher Weg, der auch die Schuldnerberatungsstellen vor große Herausforderungen stellt. Daher fordern auch die beiden Caritas-Schuldnerberatungsstellen Duderstadt und Herzberg am Harz gemeinsam mit der AG SBV neben einer besseren finanziellen Allgemeinbildung viel mehr Transparenz bei ‚Buy now, pay later‘-Angeboten“, sagt Franziska Greunig, Schuldnerberaterin der Schuldnerberatungsstelle Duderstadt.
Für die Käuferinnen und Käufer verschwimme mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter oftmals die Grenze zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung laufe dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf unter Umständen sogar ein Kredit abgeschlossen werde. „Wir kritisieren vor allem, dass dies so jedoch im Kaufprozess nicht klar kommuniziert wird. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gibt es häufig nicht. Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen. Sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Greunig. Auf diese Weise könnten viele Menschen vor einer Schuldenfalle bewahrt werden, ist sie sich sicher.
Zudem müsse es eine dauerhaft institutionell abgesicherte primäre Präventionsarbeit geben, die dann von den Schuldnerberatungsstellen geleistet werden könnte. „Vorbeugen ist hier besser als heilen, es erspart vielen Menschen die drohende Armut. Und wenn Menschen in diese Situation kommen, muss vor allem die Soziale Schuldnerberatung gestärkt werden. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Ein auch volkswirtschaftlich messbarer Mehrwert“, erklärt Schuldnerberater Thomas Pohl von der Caritas-Schuldnerberatungsstelle Duderstadt.
Die Schuldnerberatungsstellen der Caritas Südniedersachsen in Duderstadt und Herzberg am Harz bieten Beratungstermine in Präsenz und als Online-Chat an. Ein Beratungstermin kann vereinbart werden unter Telefon: 05527 / 98 13-60 (Duderstadt) und 05521 / 999 72 74 (Herzberg am Harz mit Außensprechstunden in Bad Sachsa). Die Beratung ist kostenfrei.