Miete immer öfter Armutsrisiko

Teilweise drastisch gestiegene Miet- und Energiekosten sehen die Schuldnerberatungsstellen der Caritas in Duderstadt und Herzberg am Harz als Armutsrisiko.

„Hohe Mietpreise und die Zunahme der Wohnungsnot sind leider zu Brennpunktthemen unserer Zeit geworden“, erklärt Michael Seifert, Schuldnerberater der Caritas in Herzberg am Harz. Die Gefahr sei groß, sich durch Wohnkosten zu überschulden und in Armut abzudriften.

Michael Seifert, Schuldnerberater der Caritas in Herzberg am Harz. Foto: Caritas
Michael Seifert, Schuldnerberater der Caritas in Herzberg am Harz. Foto: Caritas

Davon seien besonders Menschen in Städten und Ballungszentren betroffen, denn gerade dort habe das Preisniveau für Mietwohnungen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Aber auch in ländlichen Regionen wie in weiten Teilen Südniedersachsens sei diese Entwicklung spürbar. „In unseren Beratungsstellen haben wir mehr und mehr Menschen, die auf der Flucht vor den immer weiter stark steigenden Mieten in den Ballungsräumen in unsere ländliche Region gezogen sind“, berichtet Seifert. Hier falle der Mietkostenanstieg zwar bisher noch nicht so gravierend aus. „Aber auf Grund der hier oftmals älteren Bausubstanz der Mietwohnungen, bei denen erhaltende und wertsteigernde Maßnahmen in der Vergangenheit aus wirtschaftlichen Gründen häufig vernachlässigt wurden, sind diese dann wiederum von hohen und weiter ansteigenden Wohnnebenkosten betroffen“, sagt Seifert. Wer beispielsweise noch mit Strom heizen müsse und keinerlei Wärmedämmung an den Außenwänden habe, muss mit hohen Nebenkosten für Energie rechnen.

Laut einer Untersuchung des Internetportals „Immobilienscout 24“ haben die Kosten für Mieten in vielen Regionen Deutschlands zuletzt deutlich zugenommen, während die Kaufkraft nur noch langsam gestiegen ist. Der Mietkostenanteil pro Haushalt liegt in 36 von 418 deutschen Städten und Landkreisen schon bei durchschnittlich 20 Prozent und mehr. Berücksichtigt man zudem die Nebenkosten in Höhe von 10 bis 15 Prozent, wird in diesen Regionen etwa ein Drittel des Haushaltseinkommens nur fürs Wohnen bezahlt.

„Wenn über 30 Prozent des Haushaltseinkommens zum Wohnen nötig sind, ist das problematisch, da dann nur noch relativ wenig Geld für alles andere wie Essen, Kleidung und Bildung übrig bleiben“, sagt Seifert. Bedenklich sei zudem, dass die Höchstwerte in der Studie von alleinstehenden und alleinerziehenden Arbeitslosen erreicht würden: 37,6 und 39,4 Prozent.
Die Schuldnerberatung der Caritas empfiehlt, Mietkosten selbst bei knapper werdenden finanziellen Mitteln vorrangig neben den Energiekosten zu begleichen, damit nicht zusätzlich Obdachlosigkeit droht. „Der immer höher werdende Mietkostenanteil führt jedoch zwangsläufig immer öfter dazu, dass andere Verbindlichkeiten dann nicht mehr komplett bedient werden können“, erläutert Seifert. Miete sei daher mehr denn je zu einem Armutsrisiko geworden.

Caritas hilft bei Existenzsicherung

Von der Schuldnerberatung können zunächst existenzsichernde Maßnahmen eingeleitet werden. Ein Eckpfeiler stellt dabei das „P-Konto“ dar. Es ermöglicht, Geld bis zu einem bestimmten Betrag pfändungsgeschützt zu verwalten. „So können etwa Strom, Wasser und Miete sicher bezahlt werden“, sagt Seifert. Auch das Prüfen von Ansprüchen auf Sozialleistungen zur Einkommensstabilisierung gehört zu den Kernaufgaben der Schuldnerberatung. Dadurch hilft die Caritas bei der Existenzsicherung. Die Beratungsstellen unterstützen außergerichtliche Vergleiche und begleiten Insolvenzverfahren, um die Finanzen betroffener Menschen wieder zu festigen.

„Wohnen müsste ein Grundrecht sein“, urteilt Seifert. Der „Soziale Wohnungsbau“ sei in Deutschland seit Jahrzehnten vom Staat vernachlässigt worden. Daher stehe immer weniger „günstiger Wohnraum“ zur Verfügung. „Gemeinwohlorientierter und sozialer Wohnungsbau muss erheblich gestärkt werden, damit mehr bezahlbare Mietwohnungen gebaut und erhalten werden“, fordert Seifert.

  • Die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes Südniedersachsen e.V. ist erreichbar im Caritas-Centrum Duderstadt unter Telefon: 0 55 27 / 98 13-22 und im Caritas-Centrum Herzberg unter Telefon: 0 55 21 / 9 99 72-75.