Neues Angebot startet zwei Monate früher als geplant
Gieboldehausen (job). Vor Jahrzehnten kamen die Gäste zum Tanz in die Gaststätte „Zur Sonne“. Nachdem die Räume jahrelang als Wohnung genutzt wurden, hat die Caritas dort nun die Tagespflege St. Vinzenz eingerichtet.
Der Name soll an das Wirken der Vinzentinerinnen in Gieboldehausen anknüpfen. Ein eigener Fahrdienst holt die Senioren morgens zu Hause ab und bringt sie am Nachmittag wieder zurück. „Viele nutzen das Angebot, um einfach mal wieder raus zu kommen und in einer Gemeinschaft sein zu können“, sagt Melanie Petroschka, die Leiterin der Einrichtung. Dadurch sollen gleichzeitig die Angehörigen entlastet werden, die sich sonst um die Pflege kümmern.
Bis zu 20 Gäste können gleichzeitig in der Tagespflege St. Vinzenz betreut werden. Dafür investierte die Caritas rund 500.000 Euro in den Umbau, die Ausstattung sowie Fahrzeuge. An die Gaststätte, die in den 1970er-Jahren als Disco-Scheune bekannt war, wurde ein Wintergarten angebaut – mit Blick Richtung Höherberg.
Schon länger hatte der Caritasverband nach Räumlichkeiten für eine Tagespflegeeinrichtung gesucht. Der Bedarf wurde deutlich durch die gute Annahme der Caritas-Betreuungsgruppen, die sich im Pfarrheim treffen.
Für Architekt Holger Kwoczek bestand die größte Herausforderung im „Sanierungsstau“. „Unser Augenmerk galt dem Herstellen der Barrierefreiheit, aber es musste auch die gesamte Haustechnik erneuert werden“, sagt Kwoczek. Durch die milde Witterung und die gute Zusammenarbeit der beteiligten Handwerker, konnte der Umbau zwei Monate schneller fertiggestellt werden, als ursprünglich geplant.
Auf rund 400 Quadratmetern wurden Aufenthalts- und Ruheräume eingerichtet. Behindertengerechte Toiletten und eine Pflegebad wurden geschaffen. Auch ein Therapieraum steht zur Verfügung, so dass Ergotherapeuten individuelle Krankengymnastik anleiten können.
Melanie Petroschka war schon beim Aufbau der Caritas-Tagespflege in Duderstadt vor über fünf Jahren dabei. Nun konnte sie sich ein neues Team zusammenstellen. 15 neue Teilzeit-Arbeitsplätze sind entstanden.
Die ersten Gäste freuen sich über das freundliche Flair und die frisch hergerichteten Räume. Petroschka rechnet mit rund 60 Einzelgästen pro Woche. „Manche buchen einen Tag in der Woche, andere kommen auch fünf Tage“, sagt sie. Schon zum Start sind die Plätze zu 70 Prozent ausgebucht. Geöffnet hat die Tagespflege St. Vinzenz von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16.30 Uhr.
Ein typischer Tag beinhaltet neben den üblichen Mahlzeiten Gesprächs- und Aktivitätsrunden sowie Ruhezeiten. Dazu gehören auch morgendliche Gymnastik, Gedächtnistraining und Spaziergänge durch den Garten. Nach dem Mittagessen stehen Ruhesessel und zwei Pflegebetten zum Ausruhen bereit. „Dann gibt es ein Kaffeetrinken, vielleicht mit einem selbstgebackenen Kuchen vom Vormittag, das kommt sehr gut an“, sagt Petroschka.
Jahreszeitlich abgestimmt werden Erinnerungsecken eingerichtet. Sie sollen für Gesprächsstoff sorgen. Derzeit hängt passend zur Sommerzeit Wäsche auf einer Leine und darunter steht ein altes Waschbrett. Aber auch die Räume selbst erinnern die Gäste an ihre Jugend. „Es hat schon jemand erzählt, wie er als junger Mann aus dem Gastraum durch’s Fenster geflohen ist – vor der Polizei, die die Sperrstunde kontrollieren kam“, berichtet Petroschka.