Die Sozialarbeit für dauerhaft bleibende Flüchtlinge wird in Duderstadt von der Caritas organisiert, im Auftrag des Landkreises Göttingen. Warum das so ist und welche ehrenamtliche Hilfe gebraucht wird, erklären Landrat Bernhard Reuter und Caritas-Flüchtlingsberater Thomas Gerdau im Interview:
Herr Landrat Reuter, warum kümmert sich der Landkreis mit Sozialarbeitern in Göttingen, Hann. Münden und Duderstadt um Flüchtlinge?
Wir wollen die Flüchtlinge, die dauerhaft bei uns bleiben, bestmöglich integrieren. Da geht es um Spracherwerb, dass die Kinder in die Schulen kommen, um Berufsqualifizierung und die Chance, einen Job zu bekommen. Wir wollen, dass die Menschen die Möglichkeit haben, schnellstmöglich auf eigenen Beinen zu stehen. In allen diesen Fragen, sind die Sozialarbeiter erste Ansprechpartner und gehen aktiv auf die Flüchtlinge zu.
Warum organisieren Sie die Flüchtlingssozialarbeit in Zusammenarbeit mit Trägern wie der Caritas?
Wir schaffen das nicht alleine. Die Caritas ist ein bewährter Träger hier im Eichsfeld, sie ist sehr professionell. Die Kreisverwaltung begleitet und koordiniert die Arbeit, aber das Miteinander ist richtig, weil die Caritas die Netzwerke besitzt, die wir nutzen wollen. Wir brauchen im Moment aber ergänzend auch ehrenamtliches Engagement in hohem Maße. Daher bin ich froh, dass eine ganz große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung besteht.
Was wird gebraucht und wer ist Ansprechpartner?Was wird gebraucht und wer ist Ansprechpartner?
Wer Wohnungen anzubieten hat, kann sich an das Sozialamt des Landkreises wenden – dafür wären wir sehr dankbar. Wenn es um Kleiderspenden geht oder ehrenamtliche Hilfe, auch von Sportvereinen für Freizeitmöglichkeiten, läuft das am besten über die Gemeinden und die Bürgermeister.
Was unternimmt der Landkreis noch für die Integration von Flüchtlingen?
Es war für uns absehbar, dass eine Flüchtlingswelle auf Deutschland zukommt. Wenn man sich die Not im Nahen Osten und die Situation in Afrika anguckt, dann musste man mit so einer Entwicklung rechnen. Deswegen haben wir schon 2009 einen hauptamtlichen Integrationsbeauftragten eingestellt und in der Folge ein Integrationskonzept erarbeitet. Wir haben frühzeitig begonnen, ehrenamtliche Integrationslotsen auszubilden, von den uns nahezu 70 zur Verfügung stehen und die uns nun enorm helfen angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen. Und wir bilden weitere aus.
Herr Gerdau, Sie sind seit Juli bei der Caritas für die Flüchtlingssozialarbeit in Duderstadt zuständig. Welche Aufgaben haben Sie?
Ich gehe auf die Menschen zu, auf die geflüchteten Familien. Einige sind sehr selbstständig, aber oft brauchen die Menschen eine sehr intensive Betreuung. Wir wollen alles tun, damit sich die Familien langfristig in Deutschland wohl fühlen. Ich fahre zu Hausbesuchen und mache Behördengänge mit, bei der Einschulung von Kindern muss ich helfen, bei Kita-Plätzen, Arztbesuchen, bei der Bank.
Wie arbeiten Sie mit Ehrenamtlichen zusammen?
Ehrenamtliche sind sehr, sehr wichtig. Sie helfen mir bei allen möglichen Sachen, auch bei sehr kreativen Projekten. Eine Frau plant, mit Flüchtlingen Äpfel auf Streuobstwiesen zu sammeln, Saft zu pressen und ihn zu verkaufen. Die Erlöse sollen andere Projekte für Flüchtlinge unterstützen.
Wo sehen Sie die größten Probleme Ihrer Arbeit?
Die Sprachbarrieren sind immer sehr hoch, auch da bin ich auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Es gibt keine bezahlten Dolmetscher, aber viele verschiedene Sprachen, etwa Tigrinya, Urdu, Serbokroatisch, Farsi, Arabisch und Kurdisch. Wer solche Sprachen spricht, kann sich bei der Caritas oder dem Landkreis melden. Wir bauen gerade einen ehrenamtlichen Dolmetscherpool auf.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Johannes Broermann.