Kostenfreie Beratung für alle gefordert

Caritas Südniedersachsen unterstützt deutschlandweite Aktionswoche Schuldnerberatung vom 30. Mai bis 3. Juni 2022.

Von einer Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. „Und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel sowie großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser kleine Schritt schnell getan, mit verheerenden Folgen“, sagt Michael Seifert, kommissarischer Geschäftsbereichsleiter Soziale Dienste und Schuldnerberater der Caritas Südniedersachsen. „Eine Krankheit, eine Periode der Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen“, ergänzt seine Kollegin Tina Hallemann, Schuldnerberaterin im Caritas-Centrum Herzberg am Harz.

„Solche Fälle haben wir in der akuten Phase der Pandemie erlebt, das erleben wir jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise“, berichtet Hallemann. Die gestiegenen Lebensmittelpreise und höheren Energiekosten machten besonders Familien zu schaffen. „Auch die hohen Spritpreise machen es für viele Menschen schwieriger, mit dem monatlichen Einkommen auszukommen“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Besonders würden Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor, Grundsicherungsbezieher und viele Rentenbezieher unter der Entwicklung leiden. Mittlerweile seien aber auch immer mehr Familien aus der sogenannten Mittelschicht betroffen. 

  • Michael Seifert und Tina Hallemann zeigen das Plakat zur Aktionswoche Schuldnerberatung 2022 vor dem Caritas-Centrum in Herzberg am Harz. | Foto: Caritas
    Michael Seifert und Tina Hallemann zeigen das Plakat zur Aktionswoche Schuldnerberatung 2022 vor dem Caritas-Centrum in Herzberg am Harz. | Foto: Caritas

„Gerade in einer ländlichen Region, in der die Menschen auf das Auto angewiesen sind, um morgens zur Arbeit zu kommen, verzweifeln viele an der Frage, wie lange sie sich dies noch leisten können“, fügt Seifert hinzu. Schnell komme es dann vor, dass an anderen Ecken gespart werden müsse, etwa indem Rechnungen nicht mehr sofort beglichen werden können oder Ratenvereinbarungen pausieren müssen. „Und plötzlich ist man nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet, und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können. Stigmatisierung und Scham sind die Folge, die viele Verschuldete daran hindert, sich rechtzeitig an eine Beratungsstelle zu wenden“, meint Seifert. 
Recht auf Schuldnerberatung für alle

Dabei ist erwiesen: Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Genau dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in ganz Deutschland da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. Die Schuldnerberatungen der Caritas Südniedersachsen in Duderstadt und Herzberg am Harz stehen allen Ratsuchenden kostenfrei offen. „Für die dauerhafte Mitfinanzierung sind wir dem Land Niedersachsen und dem Landkreis Göttingen sehr dankbar“, betont Seifert und verweist darauf, dass aber weiterhin auch Eigenmittel des Caritasverbandes für die Beratungsstellen nötig sind. Andernorts seien Beratungsstellen allerdings weniger stabil finanziert. Daher unterstützen Tina Hallemann und Michael Seifert anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung die Forderung, ein Recht auf kostenfreie Schuldnerberatung in ganz Deutschland einzuführen. Veranstaltet wird die Aktionswoche vom 30. Mai bis 3. Juni 2022 von der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV).

Die AG SBV vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen oder als Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen). Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für überschuldete Menschen kostenfrei. Sie wird allerdings bundesweit uneinheitlich finanziert und ist an vielen Orten chronisch unterfinanziert. 

„Wenn man weiß, wie wichtig eine gute Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in Schwierigkeit geraten, diese in Anspruch nehmen dürfen“, meint Hallemann. „Wir fordern ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen, mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden“, sagen die beiden Caritas-Mitarbeitenden.


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