Wie können mehr Menschen zu ehrenamtlichem Engagement bewegt werden? Antworten auf diese Frage suchte die Mitgliederversammlung 2024 des Caritasverbandes Südniedersachsen e.V.
Lioba Stadermann, zuständig für die Gemeindecaritas in Duderstadt, berichtete zu Beginn des Treffens von den Hausforderungen, vor denen die Caritas und alle anderen gemeinnützigen Einrichtungen aktuell im Hinblick auf ehrenamtliches Engagement stehen. So sei es vielfach schwierig, Nachwuchs zu finden. Zahlreiche aktive Ehrenamtliche seien schon in einem vorgerückten Alter. Gleichzeitig nehme der Bedarf an ehrenamtlichem Engagement zu, gerade im ländlichen Raum mit einer insgesamt älter werdenden Bevölkerung. „Wir sollten das Potenzial der jüngeren Alten nutzen und Menschen gezielt ansprechen“, sagte die Caritas-Mitarbeiterin. Immerhin würden derzeit und in den kommenden Jahren geburtenstarke Jahrgänge ins Rentenalter gelangen.
Um neue ehrenamtlich Engagierte zu finde, müssten stärker als bisher die Vorteile eines Engagements betont werden. So sollte die Caritas „Spaß und Verantwortung fördern und deutlich machen, was sie ihren Ehrenamtlichen bietet“. Dabei spiele auch des Erleben von Gemeinschaft eine wesentliche Rolle, denn: „Ich sitze einfach nicht alleine zuhause“, betonte Stadermann.
Markt der Möglichkeiten
Wie vielfältig die ehrenamtlichen Einsatzmöglichkeiten bei der Caritas Südniedersachsen und darüber hinaus sind, wurde bei den Kurzvorstellungen aus einzelnen Projekten deutlich. Ehrenamtlich Engagierte berichteten mehrfach, wie gut ihr Einsatz auch für sie selbst sei, so gebe es auch immer etwas zurück - etwa gute Gespräche, Freude und Dankbarkeit. Neben dem Engagement in Caritas-Projekten vermittelt die Caritas Südniedersachsen im Freiwilligenzentrum BONUS Göttingen auch Ehrenamtliche an andere gemeinnützige Organisationen. Bei einem „Markt der Möglichkeiten“, konnte sich die rund 50 Anwesenden zu den einzelnen Einsatzstellen weiter informieren. Vertreten waren etwa die Carena-Gruppen, die Flüchtlingssozialarbeit und der Caritex-Laden Northeim.
Anschließend wurde die satzungsgemäße Mitgliederversammlung von Dechant Wigbert Schwarze, der auch Vorsitzender des Caritasrats im Caritasverband Südniedersachsen e.V. ist, eröffnet. Mit seinem geistlichen Impuls betonte er die Aufforderung „Sei ein Mensch!“. Im Hinblick auf die anhaltenden Krisen und Kriege weltweit meinte Schwarze: „Ich habe den Eindruck, dass die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wie in meinen 67 Jahren bisher nicht.“ Die Arbeit der Caritas orientiere sich hingegen seit jeher bedingungslos an Menschlichkeit und Nächstenliebe.
Caritas-Vorstandssprecher Ralf Regenhardt dankte für die Berichte aus der ehrenamtlichen Arbeit und stellte den Jahresbericht 2023 vor. Dabei verwies er ebenfalls auf die zukünftigen Herausforderungen in der Personalsituation. Der demographische Wandel betreffe nämlich auch die hauptamtlich Beschäftigten. Über 20 Prozent der derzeit etwa 500 Caritas-Mitarbeitenden in Südniedersachsen werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand treten und es müssten entsprechend viele Menschen neu eingestellt werden, weil möglichst alle Dienste unvermindert fortgesetzt werden sollen. Neben der damit verbundenen Wertschöpfung ermögliche die Caritas vielfältigen menschlichen Austausch, der „unbezahlbar“ sei. „Wir sind Anwalt der Benachteiligten, wir sind dabei sowohl sozialer Dienstleister als auch Akteur im Sozialraum“, sagte Regenhardt.
Caritasrat und Vorstand einstimmig entlastet
In finanzieller Hinsicht konnte das Jahr 2023 mit einem leicht positiven Ergebnis abgeschlossen werden, berichtete Caritas-Vorstand Holger Gatzenmeyer. Er betonte aber auch im Hinblick auf die anwesenden Mitglieder und Ehrenamtlichen: „Ohne Sie und euch wäre alles, was wie hier heute präsentieren dürfen, nicht möglich. Vielen Dank!“ Aktuell unterstützen rund 230 freiwillig Engagierte die Arbeit der Caritas Südniedersachsen.
Versammlungsleiterin Annelore von Hof verwies auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, die sie selbst lange schon als Mitglied des Caritasrats und seit 2021 als dessen stellvertretende Vorsitzende erlebt habe. „Ich arbeite so gerne mit und bin froh und dankbar, wenn ich sehe, wie viel Menschen die Caritas mittlerweile erreicht“, sagte von Hof. Caritasrat und Vorstand wurden von der Mitgliederversammlung für das Jahr 2023 einstimmig entlastet.