Mangel an Wohnraum oder desolate Wohnverhältnisse sind Ausdruck von Ausgrenzung: Kollekte am 7. Oktober, dem „Caritas-Sonntag“, hilft Not zu lindern.
Vor allem in Ballungsräumen aber auch in vielen ländlichen Regionen ist bezahlbarer Wohnraum für einkommensärmere Familien Mangelware. Auf diesen Missstand weist die Caritas zum Erntedanksonntag am 7. Oktober im Rahmen ihrer Jahreskampagne in allen Kirchengemeinden des Bistums Hildesheim hin.
Traditionell ist der erste Sonntag im Oktober der „Caritas-Sonntag", an dem auch die Kollekte für Anliegen der Caritas bestimmt ist. Wofür das Geld im jeweiligen Ort eingesetzt wird, bestimmen die ehrenamtlich Engagierten der Caritas in den Pfarrgemeinden selbst. Sie können damit sofort und unbürokratisch Menschen in Not helfen - auch Menschen in Wohnungsnot. Der Caritasverband Südniedersachsen freut sich über eine rege Beteiligung an den Kollekten und unterstützt die Jahreskampagne.
Der Hildesheimer Diözesan-Caritasdirektor Achim Eng fordert mehr Hilfe für wohnungssuchende Menschen. „Ein Mangel an Wohnraum oder desolate Wohnverhältnisse sind wohl der stärkste Ausdruck von Ausgrenzung. Die diesjährige Caritas-Jahreskampagne steht unter dem Motto ‚Jeder Mensch braucht ein Zuhause‘. Das Thema Wohnen ist ein Grundpfeiler von Teilhabe“, sagt Eng.
Es gelte, vor allem jene Menschen in den Blick zu nehmen, die ergebnislos nach bezahlbaren Wohnungen suchen. „Die Caritas meint damit nicht nur Menschen, die man als Wohnungslose bezeichnet. Wir meinen auch diejenigen, die in Lohn und Brot stehen und trotz ihres Gehaltes keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Wenn es selbst schon für diese Personengruppen schwierig wird, Wohnraum zu finden, stimmt in unserer Gesellschaft etwas nicht", erklärt Eng. Nach Angaben des Deutschen Caritasverbandes fehlen in Deutschland eine Million Wohnungen – mindestens.
„Wir brauchen dringend wieder mehr Sozialwohnungen“, fordert Eng. In den vergangenen 15 Jahren sei der soziale Wohnungsbau massiv vernachlässigt worden. Zahlreiche Sozialwohnungen fielen aus der Mietpreisbindung heraus. Menschen mit geringem Einkommen hätten unter solchen Umständen als Erste das Nachsehen bei der Wohnungssuche, ganz besonders kinderreiche Familien und Alleinerziehende. Selbst wenn die Miete gesichert vom Jobcenter oder Sozialamt gezahlt werde, könne dies ein K.O.-Kriterium bei der Wohnungssuche sein.
„Es ist keine gute Voraussetzung für eine gedeihliche Entwicklung einer Gesellschaft, wenn es in Städten Viertel gibt, in denen nur Menschen ab einer bestimmten Gehaltsstufe aufwärts die Miete bezahlen können", sagt Eng. Er sieht Caritas und Pfarrgemeinden als Solidaritätsstifter gefordert, sich mit allen zusammenzuschließen, die etwas gegen den Mangel unternehmen können: Die Kirchengemeinden selbst, Caritas, Wohlfahrtsverbände, Wohnungsbaugesellschaften, aber auch die Politik.
„Eine Wohnung zu haben, ein Zuhause, ist eine unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Nur wer Teil an dieser Gesellschaft hat, wird sich auch für sie engagieren. Vernünftige Wohnungsbaupolitik ist daher auch immer gute Sozialpolitik", bekräftigt der Diözesan-Caritasdirektor.
Mitarbeitende mehrerer Caritasverbände im Bistum Hildesheim haben das Thema buchstäblich auf die Straße gebracht. Unter freiem Himmel rollten sie Teppich aus und stellten Wohnzimmersofas, Schrankwände, Fernseher und Lampen in Einkaufszonen und auf Rathausplätze. Damit wiesen sie auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum hin.
„Laut einer Studie der Süddeutschen Zeitung hat die Hälfte der Betroffenen längst resigniert. Wohnungssuchende Menschen betrachten ihre Situation als hoffnungslos. Nach den Erfahrungen der Caritas bedeuten vor allem die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten in beengten Wohnungen eine erhöhte Belastung für Familien“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Achim Eng.