Schuldnerberatung erwartet steigende Zahl an Insolvenzen

Betroffen sind vor allem Kinder, Senioren und Geringverdiener. Die Sparkasse Duderstadt unterstützt die Beratungsarbeit mit 7800 Euro.  

Mit Sorge beobachten die Schuldnerberater Thomas Pohl und Michael Seifert von der Caritas Südniedersachsen die Anzahl der in Niedersachsen gemeldeten Verbraucherinsolvenzen. Sie haben im ersten Halbjahr 2021 mit 6234 Fällen schon fast die Gesamtzahl aus dem Jahr 2020 erreicht (6762 Fälle) und könnten den Wert von 2019 am Jahresende deutlich übersteigen. Damals waren es 9247 Privatinsolvenzen in Niedersachsen. 

Sparkassen-Vorstand Uwe Hacke (Mitte) übergibt den Spendenscheck an die Caritas-Schuldnerberater Thomas Pohl (l.) und Michael Seifert (r.). | Foto: Stefanie Behnke / Bernward Medien
Sparkassen-Vorstand Uwe Hacke (Mitte) übergibt den Spendenscheck an die Caritas-Schuldnerberater Thomas Pohl (l.) und Michael Seifert (r.).
| Foto: Stefanie Behnke / Bernward Medien

Auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeige, dass mehr Menschen von geringeren Einkommen leben müssten und entsprechend von Armut gefährdet sind. Laut Aussage des Bundesarbeitsministeriums im Dezember 2020 hatten gut 2,98 Millionen einen Midi-Job in Deutschland. Im Dezember 2018 gab es hingen nur 1,22 Millionen Midi-Jobber. Die Verdienstgrenze für Midi-Jobs liegt bei rund 1300 Euro. Insbesondere Frauen sind davon Gemessen an der Gesamtheit der Midi-Jobber sind mit drei Viertel Frauen.

Das Preisniveau für Mietwohnungen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, insbesondere in den Städten und Ballungszentren. Der Wohnkostenanteil pro Haushalt in 36 von 418 deutschen Städten und Landkreisen liegt nach einer Untersuchung des Internetportals Immobilienscout 24 schon bei durchschnittlich 20 Prozent und mehr. Werden zudem die Nebenkosten in Höhe von 10 bis 15 Prozent berücksichtigt, wird in diesen Regionen etwa ein Drittel des Haushaltseinkommens nur fürs Wohnen bezahlt. Die Wohnkosten machten unter Berücksichtigung des ausschließlich eigenen Einkommens der Schuldner von durchschnittlich 1.053 Euro sogar 46 Prozent aus. 

Auch die Schuldnerberatung der Caritas Südniedersachsen in den Caritas-Centren Duderstadt und Herzberg am Harz empfiehlt daher, dass Mietkosten selbst bei knapper werdenden finanziellen Mitteln als Primärschulden vorrangig neben den Energiekosten beglichen werden. Der immer höher werdende Mietkostenanteil führt jedoch auch zwangsläufig immer öfter dazu, dass andere Verbindlichkeiten dann nicht mehr vollumfänglich bedient werden können. Miete ist daher mehr denn je zu einem Armutsrisiko geworden. „Hier bietet die Caritas im Rahmen ihrer Schuldnerberatung Lösungswege an. Ein Problem ist, dass viele Menschen sich in einer solchen Situation aus Scham von Freunden und ihrem sozialen Umfeld zurückziehen. In einem solchen Fall ist ein objektiver, externer Vermittler zwischen dem Schuldner/der Schuldnerin und seinen/ihren Gläubigern, wie die Schuldnerberatung, sehr wichtig“, erklärt Pohl.

Mehr als 331.000 Menschen in ganz Deutschland wurden schon 2019 innerhalb eines Jahres der Strom gesperrt – eine stille, aber drastische Folge von Armut. Stromsperren gelten als Folge von Armut. Betroffen sind oft Hartz-IV-Bezieher*innen. Energiearmut in Deutschland ist für Millionen von Menschen eine stille Katastrophe, besonders in den kalten und dunklen Wintermonaten. „Die Zahlen stammen aus der Zeit vor der Coronapandemie und man darf annehmen, dass sich die Miet- und Energiekosten dramatisch weiter nach oben entwickeln werden“, sagt Pohl.
Die Schuldnerberatung der Caritas fordert daher, dass Bund und Länder reagieren. „Wir brauchen einen Sozialfonds für finanziell sozial schwache Menschen oder/und eine drastische Anhebung des Regelsatzes des Grundsicherungsbetrages im SGB II und SGB XII, der die zu erwartenden stark ansteigenden Energiekosten auffängt“, fordern die Caritas-Schuldnerberater Thomas Pohl und Michael Seifert.

Neben den Geringverdienenden im Arbeitsleben werden von Armut insbesondere Kinder und Senioren bedroht. Kinder sind dann betroffen, wenn ihre Eltern nur ein geringes oder kein Einkommen haben. Seniorinnen und Senioren können durch die steigenden Kosten für Wohnen und Energie überfordert sein.

Zur Finanzierung der Schuldnerberatung trägt die Sparkasse Duderstadt einen wesentlichen Teil bei. Sparkassen-Vorstand Uwe Hacke überreichte einen symbolischen Scheck über 7800 Euro. Das Geld stammt aus dem Projekt „Sparen und gewinnen“ der niedersächsischen Sparkassen. 

Medienbericht

Corona und die Folgen: Schuldenfalle Pandemie (GT/ET+, 13.10.2021)


Facebook-Logo

 Finde uns bei Facebook: CaritasSuedNds!

Instagram-Logo

 Folge uns auf Instagram: engagiert_in_suedniedersachsen!