Kreisrat Conrad Finger sprach bei der Caritas-Mitgliederversammlung 2023 im Inklusiven Campus Duderstadt ein Grußwort und thematisierte dabei die gesellschaftlichen Auswirkungen von Kinderarmut.
Zu Beginn der Mitgliederversammlung des Caritasverbandes Südniedersachsen e.V. wurden die fast 40 Teilnehmenden von Dechant Wigbert Schwarze willkommen geheißen. Als Vorsitzender des Caritasrats drückte er seine besondere Freude aus, dass als Gast auch Kreisrat Conrad Finger in der Aula des Inklusiven Campus Duderstadt zugegen war.
Der Dechant betonte, als „starkes Stück Kirche“ sei die Caritas wichtig, um den Auftrag der Kirche im täglichen Leben umzusetzen, nämlich „für die Menschen da zu sein“. Die Caritas stehe weiterhin wie vor 125 Jahren für die Werte Nächstenliebe, Respekt und Solidarität, die auch im Jubiläumsjahr 2022 in der Caritas-Jahreskampagne thematisiert wurden.
Kreisrat Conrad Finger dankte in seinem Grußwort für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Göttingen und der Caritas. Dabei hob er die Innovationskraft hervor, die der Caritasverband Südniedersachsen immer wieder unter Beweis stelle. 2022 sei das beispielsweise an der Einrichtung einer Gruppe für aus der Ukraine geflüchtete Kinder sichtbar geworden. „Der Krieg war kaum entfesselt, da hatten Sie schon eine Gruppe“, lobte Finger. So sei die Caritas „mehr als nur ein geschätzter Partner“. Er und der Landkreis insgesamt erlebe „engagierte und kompetente Mitarbeitende“. Mit Bezug zum Inklusiven Campus, dem Ort der Mitgliederversammlung, sagte er: „Sie schaffen hier einen tollen Rahmen, ich bin Ihnen dankbar, nicht nur für den Landkreis, sondern auch persönlich. Es ist gut, Sie an unserer Seite zu wissen, wir sind gemeinsam an der Seite, derjenigen, die Hilfe brauchen.“
Kinderarmut als Nährboden für Hass und Radikalisierung
Auch auf die Arbeit der ehrenamtlich Engagierten ging Finger ein und erklärte: „Ehrenamt macht glücklich. Wer sich ehrenamtlich engagiert, lebt auch länger. Was Gutes zu tun, lässt uns immer wieder über uns hinauswachsen. Wir merken, wie eigenes Engagement hilft, die Welt jeden Tag ein kleines Bisschen besser zu machen.“
Gleichzeitig wies der Sozialdezernent die Caritas-Mitgliederversammlung auf die steigende Kinderarmut hin. Gegenüber dem Vorjahr seien 8 Prozent mehr Kinder von Armut betroffen, „was nicht nur materielle Armut bedeutet, sondern auch häufig emotionelle Armut, eine lebenslang schlechtere Gesundheit. Kummer, Frust und Ängste sind Nährboden für Hass und Radikalisierung und die Spaltung der Gesellschaft“, sagte Finger. Demokratie und Freiheit seien „nicht so selbstverständlich, wie wir meinen.“ Er appellierte daher: „Wir sind alle berufen, Gutes zu tun, um die Basis unseres Zusammenseins zu schützen.“
Trotz der „großen Herausforderungen“, wie den Folgen der Covid-19-Pandemie sowie den Folgen des Kriegs gegen die Ukraine, und bei gleichzeitig angespannter Haushaltslage der Kommunen, wolle er zuversichtlich bleiben. „Wir können die Finanzmittel effizient einsetzen“, betonte der Kreisrat und schloss sein Grußwort mit dem Satz: „Ich danke vorab von Herzen, dass wir uns auch in Zukunft aufeinander verlassen können.“
Quartiersprojekte vorgestellt
Anschließend zeigten Vera Rodenstock und Kathleen Wortmann vom Projekt „Gemeinsam.Weststadt.Aktiv.“ in Duderstadt ein Video über die bisherige Arbeit. Darin wünschten sich Bewohnerinnen eine wohlwollendere Wahrnehmung ihres Wohnquartiers rund um die Kolpingstraße durch die Duderstädter Stadtgesellschaft und drückten ihren Wunsch nach einem nahgelegenen Spielplatz aus. Zahlreiche Fotos zeigten die bisherigen Aktionen.
Das Northeimer Quartiersprojekt „Gut leben zwischen Eisenbahn und Rhume“ wurde von Projektmanagerin Anna Holland vorgestellt. Dabei ließ sie die etwa einjährige Projektarbeit mit zahlreichen Fotos Revue passieren und berichtete über die Anmietung und Einrichtung einer Wohnung als Quartierstreff. „Menschen sollen sich engagieren und unterstützt werden, selbst tätig zu werden“, formulierte die Sozialpädagogin das Projektziel. Beim kürzlich gefeierten Tag der offenen Tür sei „Rhumeviertel“ als Stadtteilname bekannt gegeben worden.
„Das sind beides großartige Gemeinwesenprojekte, ich bin total begeistert, herzlichen Dank“, sagte Annelore von Hof, die in ihrer Funktion als stellvertretende Vorsitzende des Caritasrats die Mitgliederversammlung leitete.
Caritas baut Präsenz in der Region aus
„Unsere Arbeit fußt auf dem Engagement der Hauptamtlichen, aber auch ganz besonders auf dem Engagement der Ehrenamtlichen, ohne die unsere Arbeit so nicht möglich wäre“, erklärte Caritas-Vorstandssprecher Ralf Regenhardt. Aktuell seien neben 225 ehrenamtlich Engagierten auch 500 hauptamtlich Mitarbeitende für die Caritas Südniedersachsen im Einsatz, darunter 21 Auszubildende und zehn Freiwilligendienstler:innen
Anhand der im Jahresbericht 2022 abgedruckten Karte verwies er auf das seit den Fusionen mit den Nachbarverbänden Osterode (2017) und Northeim (2022) gewachsene und räumlich stark ausgedehnte Angebot der Caritas zwischen Bodenfelde im Westen und Bad Sachsa im Osten sowie von Bad Gandersheim im Norden bis Rittmarshausen im Süden. Insbesondere seien durch das Familienzentrum mobil Northeim und die Außensprechstunden der ZISS Selbsthilfekontaktstelle für den Landkreis Northeim sowie des Caritas-Centrums Herzberg am Harz zahlreiche Orte hinzugekommen. Auch der Geschäftsbereich Altenhilfe und Pflege wirke mit den neu eröffneten Anlaufstellen in Rittmarshausen und Gieboldehausen stärker sichtbar in der Fläche. Demnächst folge ein entsprechendes Angebot für Radolfshausen, wo schon jetzt regelmäßige Sprechstunden im Rathaus Ebergötzen etabliert wurden.
Caritas-Vorstand Holger Gatzenmeyer stellte der Mitgliederversammlung den Jahresabschluss zum 31. Dezember 2022 vor. „Die Wirtschaftsprüfer haben einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Aufgrund dessen wurde am 15. Juni 2023 der Vorstand durch den Caritasrat entlastet“, erklärte Gatzenmeyer. Anschließend wurde der Caritasrat bei sechs Enthaltungen durch die Mitgliederversammlung entlastet. Die Versammlung endete mit einem Segensgebet von Dechant Wigbert Schwarze.